Herr Eibeschütz in Briesnitz

Im Jahre 1784, schreibt der Dresdner Chronist Hasche, herrschte eine große Kälte, und dann zählt er alle auf, die dabei für die Armen größere Spenden gaben. Ganz zum Schluß und fast entschuldigend erwähnt er dann um der Gerechtigkeit willen den Hoffaktor Eibeschütz, genannt Baron Adlersthal. Dieser Wolf Eibeschütz erscheint auch in "Die Jakobsbücher" von Olga Tokarczuk als hilfreicher Herr, wohnhaft in Dresden. Andere Autoren berichten von seiner wilden Jugend als Abenteurer und falscher Messias und der unendlichen Geduld seines Vaters, Rabbiner Jonathan Eibenschütz.

1776 schrieb Wolf Eibeschütz an den Kaiser und bat um Verleihung des Adels, da er ein entsprechendes Gut mit Namen "Haus Priesnitz" besäße. Weil er auch die geforderte Gebühr bezahlte, unterschrieb der Kaiser den Adelsbrief, hielt ihn jedoch zurück, bis Wolf Eibeschütz getauft sei. Die Taufe allerdings zögerte der Herr des Hauses Priesnitz immer weiter hinaus und gelangte so niemals in den Besitz seines Adelsbriefes, was niemanden hinderte, ihn als Baron Adlersthal anzusprechen, da die tatsächliche Existenz des Briefes (er liegt noch heute in Wien) allgemein bekannt war.

Das Haus Priesnitz existierte ebenfalls, wenn es auch nur ein kleines Landhaus war, und ich vermute, dass es sich um kein anderes handelte als das heutige Kinder- und Jugendhaus "Insel" im Volkspark Briesnitz bzw. dessen Vorgängerbau. Es gibt einige Belege für den Garten des Barons in Briesnitz.

1795 war der Garten bereits vorhanden, dennCharles Joseph Ligne (1735-1814) erwähnt einen französischen, chinesischen und englischen Garten, einen Tempel, ein Belvedere, einen Wasserfall, Bäder, Höhlen, eine Grotte, einen Pavillon, einen Kiosk, einen gotischen Turm, eine Brücke, eine Voliere... alles auf 100 Schritt. Ligne findet den Garten höchst amüsant. Mißmutig kommentiert Nikolai in der Neuen Allgemeinen Deutschen Bibliothek: "Den Garten des Barons Adlersthal behandelt er mit mehr Nachsicht, als derselbe es verdienet."

Karl Wilhelm Daßdorf berichtet in der " Beschreibung der vorzüglichsten Merkwürdigkeiten der Churfürstlichen Residenzstadt Dresden und einiger seiner umliegenden Gegenden, Dresden 1782: "Der Garten des Herrn Baron von Eibeschütz bey Prießnitz, bey welchem man auf dem Weg zu diesem romantischen Grunde (Zschonergrund) vorbey muß, verdient auch erwähnt zu werden. Er ist klein und voller Puz. Man findet in selbigem eine artige Grotte (Neptungrotte?), einen Chinesischen Saal, und überhaupt eine große Mannigfaltigkeit."

Friedrich Christian August Hasse schreibt in seinem 1801 erschienenen Buch "Dresden und die umliegenden Gegenden": "Der vom Baron Eibeschütz angelegte Garten und einige Landhäuser fallen gut ins Auge..."

Nun ist bzw. war der Volkspark Briesnitz weit größer als 100 Schritt - wenn also der Garten des Barons hier lag, dann nahm er vermutlich nicht die gesamte Größe des Parks ein.

Betrachten wir die bekannten Tatsachen zur Geschichte des Volksparks:

1764: Oberst Joachim von Römer legt die Neptungrotte an

1769: nach einem Brand (s.u.!) wird Römers Anwesen versteigert.

1769: Das Bennogut brennt ab, wird von Besitzer Heinrich Roos, Landweinmeister (er besaß auch den Weißen Hirsch)[4], neu errichtet[5]. Der Bettmeister des Japanischen Palais, Karl August Hofmann, hatte im Auftrag von Heinrich Roos das Gelände des heutigen Volksparks Briesnitz erworben, nach dem Brand kaufte Roos das Bennogut dazu. Er brachte ein Bildnis des Bischofs Benno auf dem Turm an, das jedoch vom Sturm heruntergefegt und dann in der Briesnitzer Schmiede zerschlagen wurde.[6]

Dann hören wir eine Weile nichts mehr, bis 1775 Ligne den Garten von Eibeschütz erwähnt. Nun lesen wir in einem Reskript August des Starken über den Hoffaktor Lehmenn: "mag Lehmann ein Haus kaufen und einen Christen zum Lehnsträger nehmen." - War der Bettmeister August Hoffmann "Lehnsträger" für Eibeschütz? 

1786: Carl von Einsiedel erwirbt den Garten in Briesnitz, der nun von Hasse 1801 nicht mehr als Garten des Barons, sondern als "von Baron Eibeschütz angelegter Garten" bezeichnet wird. Wolf Eibeschütz brauchte den weit abgelegenen Garten nicht mehr, denn er hatte 1780 die Erlaubnis erhalten, ein Haus vor dem Seetor (Palais Boxberg) zu beziehen, das er mit noch weit größerer Pracht ausstatten ließ.