Katharinenwasser und Böhmensberg

07.04.2018

Das Gebiet zwischen Stolpen und Dürröhrsdorf-Dittersbach hat keine großartige Felsenwelt, doch die Berge sind fast so hoch wie in der Sächsischen Schweiz selbst und bieten schöne Rundblicke. Wenn der Sebnitzer Bus hinter Rossendorf den Wald verlässt, sieht man die Hügelkette des Schönfelder Hochlandes wie ein richtiges Gebirge in blauer Ferne liegen.

Wir steigen am Schützenhaus (jetzt die katholische Kirche) aus und gehen die Schützenhausgasse hinauf. Hinter der rechten Häuserreihe verbirgt sich das Vorwerk mit dem niedlichen Käsebrunnen. Das Gartenbahnstübl hat noch geschlossen, in den Gärten blühen die Märzenbecher.

Beim Bäcker hinter dem Niedertor, das noch bis 1800 nachts geschlossen und bewacht wurde, ist weniger los als in den vergangenen Jahre, es gibt auch kein Butterbrötchen mehr, dafür leckere Laugenbrötchen. Immer wieder interessant zu lesen die vielen kleinen Schildchen zur Stadtgeschichte an der Garküche und anderen Häusern, darunter das Schankzeichen für die Hausbrauerei der Bürger.

Der Marktbrunnen trägt noch seinen Osterschmuck, der Goldene Löwe ist wieder bewirtschaftet. "Honi soit qui mal y pense" sagte die Schrift auf dem blauen Band des kurfürstlichen Wappens am ehemaligen Amtshaus, dessen Geschichte, von Friedrich Bernhard Störzner erzählt - nachzulesen bei Wikisource.

Um die Kirche herum und den Promenadenweg entlang geht es zur Napoleonallee, der Blick geht ins Hügelland. Unten liegt das Stadtbad, auf der anderen Seite das alte Stadtgut mit seinem Pferdestall. Wir überqueren das Letschwasser - (von den Anwohnern "Schäppe" genannt, weil sie früher daraus ihr Wasser schöpften und nach der Häusergruppe Zscheppa) - auf der alten Steinbrücke, passieren ein kleines Gewerbegebiet und biegen dann gleich hinter dem Langenwolmsdorfer Bach nach rechts in die Talstraße ein. Das ist ein ruhiger Wanderweg mit Blick auf die Burg und die Talwiesen. Der Bauer hat schon wieder eine Menge der prächtigen Weiden gefällt. Doch es stehen noch etliche an den Teichen, wo der Mühlgraben vom Letschwasser abzweigt und über einen grünen Wasserpflanzenteppich zur Altmühle fließt. Das Wohnhaus dieses Baudenkmals ist noch bewohnt und alles schön gepflegt. Wir kommen nun in die Altstadt, das einstige Städtchen Jockrim, dessen Zerstörung durch die Hussiten bei den Wissenschaftlern umstritten ist.

Der Bäcker Willkommen hat noch geöffnet, gegenüber steht am Hang ein Steinkreuz. Doch die Altstädter Einkehr hat aufgegeben, öffnet nur noch auf Bestellung zu Feierlichkeiten. Hinter der Pirnaer Landstraße mündet das Letschwasser in die Wesenitz, gleich hinter der Neumühle. Gegenüber der Maschinenfabrik beginnt das Gelände der Hussitenschanze, die bis zur Helmsdorfer Kirche reicht. Der Weg, der vor der Hussitenschanze den Berg hinaufführt, endet an der Eisenbahnlinie mit einem vergitterten Tor; besser, man geht auf der Pirnaer Straße noch ein Stück weiter, überquert das Katharinenwasser und biegt in den nächsten Weg ein, der parallel zum Bach unter der Eisenbahnbrücke hindurchführt. Auch dieser Weg endet irgendwann auf dem Feld, wer also ganz sicher gehen will, sollte die Viehtreibe gleich hinter dem Helmsdorfer Bahnhof benutzen. Sie ist auch ausgeschildert, also nicht zu verfehlen. Auf der Höhe kreuzt sie den Niederen Viehweg, der nun, vorbei am alten LPG-Gebäude mit der Kartoffelsortieranlage, direkt hinunter zum Niederen Gasthof Stürza führt. Die Bushaltestelle wird nur an Wochentagen bedient. Daneben steht ein Gedenkstein mit der Aufschrift "No. 7 & No. 9" - vermutlich zur Erinnerung an abgerissene Bauernhäuser.

Nach der sehr empfehlenswerten Einkehr geht es weiter auf der Hohnsteiner Straße bis zum Wegweiser "Böhmensberg - Alte Lohmener Straße". Mit sanfter Steigung geht es bis zur Bank unter dem großen Baum. Der Blick geht nach Stolpen, doch wenige Meter weiter, direkt auf dem Böhmensberg, schauen wir nach der anderen Seite bis zum Zschirnstein.

Nun geht es den Hutenweg bergab bis zum Wegweiser an der Hohburkersdorfer Straße und hinein in den Wald. Am Forellenflüsschen blüht die Pestwurz. Es folgt ein langer, schattenloser Weg durch die Kleingartenanlage Oberlohmen, an deren Ende ein Teich mit allerlei Kröten zu besichtigen ist. Hundert Meter weiter erreichen wir die Bushaltestelle mit einem sauberen, schattigen Wartehäuschen, in dem man am Wochenende gern zwei Stunden warten kann :-)

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