Lichten-, Eich- und Eierberg
21.04.2014
Schon lange hatte ich mir gewünscht, den Blick vom Eggersberg, den Friedrich Bernhard Störzner so begeistert beschreibt, einmal selbst zu erleben. Nur leider habe ich den Eggersberg nicht gefunden.
Frühmorgens kam ich mit dem Kamenzer Zug aus Dresden in Pulsnitz an und ging vorbei am Stadtpark und dem wiedererstandenen Schützenhaus durch die noch stillen Straßen, als ich plötzlich eine beschwörende Stimme hörte: "Die Zwerge... vom Keulenberge.. danken für den Schutz der Natur auf dem Keulenberge... Willst du etwas Leckeres kaufen... musst du zum Bäcker Mildner laufen...". Die Stimme kam aus dem Papierkorb, über dem sich ein Stab mit einer Solarzelle erhob.
Weiter durch die Stadt, über den Markt und das Treppchen an der Kirche hinunter - ach ja, die Pfefferküchlerei ist auch noch da. Am Schlossteich entlang, über die Pulsnitz-Brücke und nach rechts in die Mittelbacher, dann nach links in die Pulsnitzer Straße, neben der ein Wander- oder Radweg den Berg hinaufführt. Dort, wo er wieder auf die Straße trifft, geht rechts der Weg "Steinbergsiedlung" ab. Er führt zwischen hohen Hecken den Berg hinauf. Oben hat man einen weiten Blick ins Land, ich erkenne aber nur die Leppersdorfer Milchfabrik und nicht all die Dinge, die Störzner so verlockend beschreibt. Der Eggersberg muss woanders sein. Vielleicht ist er auch verschwunden... Unübersehbar die gelbe Kirche von Lichtenberg im pseudo-byzantinischen Stil aus dem 19. Jahrhundert.
Ein altes, halbverfallenes Gehöft, das lange leergestanden hat, aber nun wieder bewohnt ist, wird von den freundlich Auskunft gebenden Wanderern als "Nudelbude" bezeichnet. Sie wissen aber auch nicht, woher der Name kommt.
Ein Stück weiter eine Schutzhütte mit einem Wegweiser in den Kaulgrund. Kein Hinweis auf den Eggersberg. Ein Damwildgehege. Zwischen blühenden Bäumen steht ein mächtiges altes Wirtschaftsgebäude. Die Karte besagt, ich sei auf dem Eichberg. In Richtung Kirche treffe ich auf ein grünliches Haus, mit der Figur eines fröhlichen Schweinchens verziert. Der Obergasthof von Lichtenberg ist tot, er wird nur noch vom Karnevalsverein und für gelegentliche Tanzveranstaltungen genutzt.
Um die Kirche herum, zum Friedhofstor hinaus und durchs Dorf. Kaum interessante Häuser, doch die Blumen in den Gärten blühen. Der Bergweg führt Richtung Eierberg. Vielleicht ist das der Eggersberg? Am Punkt mit der schönsten Aussicht befindet sich eine Straßenkreuzung. Kein Wanderweg in Sicht. Ich gehe am Straßenrand entlang bis ein Fahrweg in den Wald hineinführt. Oben steht eine Bank, der Weg muss früher weitergegangen sein. Ich laufe im Wald herum, bis ich die alten zerfallenen Bänke finde, von denen man einst die Aussicht genießen konnte. Ist das ganz am Horizont der Große Winterberg? Unten im Tal liegt Pulsnitz, davor eine riesige Wiese. Am Waldrand entlang komme ich zum Waldhaus, das gut besucht ist. Das Essen ist preiswert und die Auswahl reichlich.
Ein schmaler Wiesenpfad führt direkt neben der Straße hinunter nach Pulsnitz. Die Aussicht ist idyllisch, doch der Autolärm verdirbt die Stimmung. Nach einer halben Stunde bin ich wieder am Bahnhof.
Bücher von Freunden
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Die ›biografischen Essays‹ sind literarische Texte, die den Werdegang des Autors in einem Land, das 40 Jahre lang ›DDR‹ hieß, einzigartig abbilden.
Das wäre noch nichts Besonderes inmitten von Milliarden anderer Einzigartigkeiten, die den Planeten inzwischen prägen. Allerdings deutet manches darauf hin, dass es im Laufe der Menschheitsgeschichte noch niemals so wichtig sein könnte wie im Moment, sich nicht nur mit uns selbst zufrieden zu geben oder miteinander abzufinden. So ist es seit Jahrtausenden, aber nun scheint eine Verknüpfung notwendig, mit der wir endlich über die Summe unserer Einzigartigkeiten hinauswachsen.
Gelingt das nicht, könnte eine lebenswerte Zukunft, schneller als gedacht, in weite Ferne rücken oder ganz und gar vom Horizont verschwinden.