Hermsdorfer Park und Seifersdorfer Tal

20.04.2014

Die Straßenbahn Linie 7 bringt uns nach Weixdorf, von der Endhaltestelle aus laufen wir geradewegs nach Norden. Die Tristesse der einförmigen neuen Kleinsthäuser lässt uns die verkehrsreiche Königsbrücker Landstraße bevorzugen. Noch nie gesehen; das Königlich Sächsische Chausseegelder Einnahme Haus mit den hübschen grünen Fensterläden.

Einmal um die Ecke: Lausa, das Reich Pastor Rollers, der den später so berühmten und beliebten Dresdner Maler Wilhelm von Kügelgen auf seine Konfirmation vorbereitete und ihn das Rauchen lehrte.

Zunächst das Alte Erb- Brau- und Schänkgut zu Lausa, 1567 erstmals erwähnt, wiederaufgebaut seit 1717. Das Haupthaus (Fachwerk) restauriert, der große Saalanbau verfällt. Dahinter schaut die Kirche hervor, schön goldgelb, frisch geweisst die Friedhofspforte, selbst das Mäuerchen mit Ziegeln gedeckt. Leider rast ein ununterbrochener Strom von Autos um die historische Ecke herum, so dass man kaum hinüber auf die Seite der Lebenden, zum Bäcker, gelangt, wo die Hiesigen ihre Feiertagsbrötchen nebst Zeitung einkaufen. Es gibt Kaffee, eine Toilette findet sich auf dem Friedhof.

Zum Nordpförtchen geht es hinaus in den alten Dorfkern mit zwei stattlichen Gehöften und einem kleinen Teich, dann wieder über die gräßliche Straße und weiter in Richtung neuer Friedhof, wo die Hermsdorfer Allee geradeaus weiterführt. Sie ist gut in Schuss gehalten, fehlende Bäume nachgepflanzt, die weite Landschaft im Frühnebel ein wunderbarer Anblick, doch in den Lerchengesang mischt sich der Lärm der nahen Autobahn und des Flughafens.

Die Überlandleitungen kenne ich noch aus meiner Kindheit, sie brummten, wenn man bei Regen darunter hindurchging.

Das Schloss Hermsdorf war damal noch ein Altersheim, jetzt zeigt es sich in frischer Pracht, bietet Ritter- und Barocksaal zur Miete für allerlei Festlichkeiten. Die Sommerwirtschaft hat einmal im Monat geöffnet.

Im Jahre 1218 wurde das Schloss zum erstenmal samt seinem Besitzer Godebaldus de Wachowe erwähnt. 1639 brannten die Schweden das Schloss nieder, nach dem Krieg begann der Wiederaufbau im barocken Stil.

Heinrich Ludwig Burggraf zu Dohna holte 1811 den besagten Pastor Roller nach Lausa. Seine Frau Friederike, die "Heilige der sächsischen Erweckungsbewegung" und ihre Schwester Luise von Schönberg waren mit der Familie Kügelgen befreundet.

Durch ein schmiedeeisernes Tor betreten wir den Park mit seinen Kanälen, Brücken und Inseln. Buschwindröschen, Graslilien und Veilchen blühen. Der Hinterausgang führt direkt zur Großen Röder, die in vielen Windungen durch ein Sumpfgebiet nach Grünberg führt.

Der Friedhof, auf einem Bergsporn, bietet einen schönen Ausblick in die Röderaue und interessante Grabsteine. Neben dem unteren Friedhofstor liegen versteckt zwei Kriegerdenkmale.

Mitten im Dorf, gleich neben dem Bäcker, dessen Vorfahren wir schon diurch die Inschriften auf ihren Grabsteinen kennenlernten, liegt der neue Rastplatz Ochsenbude. Hier wurden früher Zugrinder beschlagen, wie man ausführlich auf den Informationstafeln nachlesen kann. Auch ein alter Backofen ist zu bewundern.

Wir folgen der Röder die Dorfstraße entlang, dm Wegweiser mit der Markierung "grüner Strich" folgend und biegen dann nach rechts auf einen Betonwerk zum einstigen Turbinenhaus, wo verschiedene dörfliche Einrichtungen untergebracht waren, die jedoch anscheinend nicht mehr existieren. Doch der weitere Wanderweg ist gut ausgeschildert und führt zunächst am "künstlichen Graben" entlang, der einst dem Antrieb der Turbinen in der Grünberger Holzstofffabrik diente.

Ein auffallendes Bauwerk ist der Düker, der einst das Waser des Mühlgrabens unter der Röder hindurchführte.

Dahinter geht es auf einem schmalen Pfad am Flüßchen entlang. Hier hat der Sturm vor einigen Jahre furchtbar gewütet und den Wald fast völig zerstört. Lange war der wanderweg unpassierbar, doch jetzt sind die umgestürzten Bäume beräumt und die Hänge mit jungem Grün bewachsen.

Mitten im Wald steht einsam ein riesiger Schornstein, ausnahmsweise ohne Tafel. Die Brücke dahinter war ebenfalls zerstört und wurde von den hiesigen Vereinen wieder instandgesetzt.

An der verfallenen Kunadmühle grasen Pferde. Wir sind nun schon im eigentlichen Seifersdorfer Tal, das Tina von Brühl einst im Stil der Empfindsamkeit ausstatten ließ. Alle Denkmale sind wieder aufgestellt und liebevoll gepflegt. Weithin leuchtet die Säule mit der Aufschrift "Die Stätte, die ein guter Mensch betrat, ist eingeweiht... den freundlichen Pflegern dieses Thales".

In der Marienmühle war gerade ein Plätzchen freigeworden und weiter ging es bis zur einstigen Grundmühle, die jetzt ein privates Wohnhaus ist. Eine Brücke führt über die Röder und der Weg geht bergauf nach Liegau-Augustusbad, wo die gute alte Forellenschenke leider auch nur noch als Andenken an vergangene Zeiten steht. Kurze Zeit später erreichen wir die Bushaltestelle und fahren zurück über die Dörfer bis nach Klotzsche.