Rund um das Zaukenhorn

Septemberflieder - auch die Apfelbäume tragen gleichzeitig Blüten und Früchte. Streß, sagen die Wissenschaftler.

Einige der Flutopfer sind mit ihren wenigen geretteten Waren aus der Innenstadt hinauf in die Zaukenstraße gezogen. Die vorher stille Gasse ist plötzlich ein lebendiges Geschäftszentrum. Da gibt es eine Fotografin, die Hochwasserbilder verkauft. Sie hatte schon ihr ganzes Hab und Gut in den ersten Stock ihres Hauses geschleppt, als die Flut weiter stieg und schließlich auch im ersten Stock einen Meter hoch stand. Leise, freundlich, beherrscht erzählt sie.
Im Fenster des Kurzwarenladens hängt ein fotokopiertes Gedicht, eine Liebeserklärung an die Stadt. Die Verkäuferin hat einen ganzen Stapel Kopien bereit, Geld will sie keins. Das Gedicht sei von ihrer Nachbarin.
In Sachsen gibt es ein neues Wort: Flutfolgeopfer. Das sind die UnternehmerInnen, die zugrunde gehen, weil die Touristen ausbleiben. Und natürlich ihre MitarbeiterInnen, die dann arbeitslos werden.
Leute, kommt her, übernachtet in den schönen Pensionen oder ganz preiswert in den Fremdenzimmern der Dörfer (ab 14 € pro Person einschl. Frühstück!), genießt den Septemberflieder und die Laubfärbung, besucht die freundlichen Frauen in der Zaukenstraße und kauft ein paar Bilder oder einen Wollknäuel. Eßt Erbsensuppe auf dem Markt und Eierschecke, wie man sie nur hier bäckt. Das macht alles keine Mühe und ist genauso wichtig wie Sandsackfüllen oder Schlammschaufeln.

Rotes Haus: Als der Fleischer Samuel Abraham Hering im Jahr 1817 dieses Haus als Brauhof kaufte, war es ihm von der brauberechtigten Bürgerschaft nicht gestattet worden, Bier auf Flaschen abzuziehen. (1)

 

 

Anmerkungen

1 Quelle: Webseite Rotes Haus - mit vielen historischen Fotos. Samuel Hering spendete 1826 für die Ostritzer Brand-Verunglückten 4 Groschen (Leipziger Zeitung)

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